Die Artischocke hat ihren Ursprung im Mittelmeerraum. Bereits im 1. Jahrhundert n. Chr. findet sich die erste Erwähnung. Zu dieser Zeit wurde sie vor allem im arabischen Raum verarbeitet.

Und auch in der griechischen Mythologie gibt es die Erzählung, dass sich Zeus in die Nymphe Cynara verliebte. Als diese ihn jedoch abwies, verwandelte Zeus sie in seiner Wut, in eine stachelige Artischocke.

Durch florentinische Händler im 15. Jahrhundert fand sie ihren Weg unter anderem nach Frankreich, Deutschland und Großbritannien.

Insbesondere in Frankreich, war sie ein Zeichen von Reichtum und wurde in den Gärten des Landadels angebaut.

In Europa wird sie bis heute, vor allem auf Grund des Klimas, größtenteils in Italien, Spanien und Frankreich angebaut.

Es handelt sich bei der Artischocke um eine distelartige Pflanze. Sind wir nicht schnell genug, entwickelt sie schöne violette Blüten. Doch eigentlich ist es genau dieser Blütenstand, den wir ernten möchten. Der Blütenstandsboden ist wunderbar fleischig. Er wird von kräftigen Blättern umhüllt, die sich wie Ziegel um ihn schlagen. In der wildform sind diese sehr dornig. Bei der kultivierten Pflanze, sind sie das zwar nicht mehr, doch sorgen dennoch dafür, dass viele von uns vor der Artischocke zurück schrecken. Zugegeben, im täglichen Restaurantalltag überlege ich mir ebenfalls sehr genau, ob ich das leckere Gemüse auf meine Karte setze.

An den verzehrbaren Teil heranzukommen ist zeitintensiv und benötigt etwas Übung. Doch es lohnt sich.

Und hier meine Gründe, warum wir uns die Zeit nehmen sollten, uns mit der Artischocke auseinander zu setzen:

Top 5 Gründe

1. Bitterstoffe:

Die Artischocke enthält den Bitterstoff Cynarin, der den Stoffwechsel unserer Leber und Galle anregt. Die Durchblutung der Leber wird verbessert, wodurch sie beim Entgiften unseres Körpers unterstützt wird. Ein weiterer Bitterstoff, namens Cynaropikrin, sorgt dafür, dass wir fettreiche Mahlzeiten besser verdauen können und lindert Blähungen.

2. Gesundheitsfördernd:

Artischocken sind nicht nur sehr kalorienarm, sondern bringen eine Vielzahl an positiven Einflüssen für unseren Körper mit sich. Sie sind nicht nur appetitanregend und verdauungsfördernd, sondern helfen auch dabei unseren Cholesterinwert zu senken. Daher kann sie Krankheiten, wie Arteriosklerose vorbeugen. Zusätzlich schützen sie dank dem Ballaststoff Inulin unseren Darm und stärken daher unser Immunsystem. Lediglich, wer auf Korbblütler allergisch reagiert oder zu Gallensteinen neigt, sollte auf Artischocken besser verzichten.

3. Geschmack:

Artischocken haben einen sehr feinen Geschmack. Je jünger und kleiner die Artischocke ist, desto sanfter ist dieser. Während die Blätter einen leicht bitteren Geschmack mit sich bringen, sind die Böden feinherb und mild nussig.

4. Vielseitigkeit:

Die einzelnen Teile der Artischocke sind vielseitig einsetzbar. Am häufigsten wird der fleischige Boden verarbeitet. Dieser kann gebraten, gekocht, frittiert, eingelegt oder gefüllt werden.

Ich fülle die Böden gerne mit Ziegenkäse und gebe sie zum Überbacken in den Ofen.

Doch auch die Blätter können abgezupft und deren unterer Teil mit den Zähnen 

abgezogen werden. Hierbei werden die Blätter meistens in eine Vinaigrette getunkt.

Sogar einen Schnaps aus Artischocken gibt es, Cynar wird seit 1953 in Padua hergestellt und meistens als Digestif gereicht.

5. Der eigene Stolz:

Jeder, der das erste Mal eine Artischocke eigenhändig verarbeitet hat, kann zu Recht stolz auf sich sein. Allein für dieses Gefühl lohnt sich die Arbeit. Und ich bin mir sicher, die Artischocke wird hinterher doppelt so gut schmecken.

Saison und Vorgehensweise

Wer jetzt Lust bekommen hat sich an das Abenteure Artischocke zu wagen, hat Glück. Grundsätzlich kann man die Artischocke heute das ganze Jahr bekommen, doch zur Erntezeit von Juli bis September sind sie besonders aromatisch.

Und so geht man vor, um an den leckeren Artischockenboden vorzudringen; Man startet damit, den Stiel abzubrechen um die Fasern aus dem Boden zu lösen, ebenso geht man mit den unteren, sehr harten Blättern vor. Danach schneidet man die obere Spitze der Artischocke ab. Nun gibt es zwei Vorgehensweisen.

Entweder kocht man die Artischocke nun für ca. 40 Minuten in Salzwasser und zupft die äußeren Blätter danach Stück für Stück ab, tunkt sie in eine vorbereitete Vinaigrette, lutscht das Fruchtfleisch aus und arbeitet sich so an den Artischockenboden heran, oder man schneidet die Blätter einfach mit einem Brotmesser ab.

Dann folgen wieder die gleichen Schritte, das Heu, dass über dem Boden liegt entfernen und nun ist der Boden verzehrfertig. Zugegeben, so richtig viel kann man sich unter dieser Anleitung wahrscheinlich nicht vorstellen, wenn man die Artischocke das erste Mal in der Hand hält, daher habe ich euch ein hilfreiches Video (www.youtube.com/watch?v=2Q5OFbWOQDs oder www.youtube.com/watch?v=6WEh3QTwoK0) herausgesucht, dass die Schritte mit Bildern untermalt.

Einkauf, Lagerung & Co.

Ein paar nützliche Tipps möchte ich euch zum Schluss noch mit auf den Weg geben.

Die zerlegte Artischocke immer in Zitronenwasser legen bis sie ihr sie verarbeitet, so behält sie ihre Farbe und läuft nicht durch Oxidation braun an.

Beim Einkauf solltet ihr darauf achten, dass sich die Artischocke fest anfühlt und die Blätter keine braunen Flecken aufweisen. Auch der Stiel sollte noch frisch aussehen. Grüne Artischocken sind etwas milder, während Violette etwas intensiver sind. Für eine Vorspeise sollte man beim Einkauf ein bis zwei Stück pro Person einplanen.

Schafft man es nicht sofort, die Artischocken zu verarbeiten, halten sie sich im Kühlschrank 3-5 Tage. Hilfreich kann es sein, sie dabei in ein feuchtes Tuch einzuschlagen, damit sie nicht austrocknen.

Nun wünsche ich euch gutes Gelingen bei eurer ersten Artischocke.