Immer mal wieder erreichen neue Trends die Profi- oder auch Privatküchen. Viele von ihnen hinterlassen ihre Spuren, doch meistens ebben sie nach einigere Zeit wieder ab.
Da war zum Beispiel die Molekularküche, die zwischen 1990 und 2012 in aller Munde gewesen ist. Köche, wie Heston Blumenthal, aber vor allem Ferran Adrià mit seinem Restaurant „El Bulli“ machten sie berühmt. Viele Techniken haben Einzug in die Profiküchen erhalten und sind nach wie vor ein fester Bestandteil geblieben, der die Arbeit der Köche erleichtert, erweitert und mehr Facetten ermöglicht. Als Trend an sich ist die Molekular Küche jedoch aus Medien und Restaurants verschwunden um dem nächsten großen Trend Platz zu machen…


… Der nordischen Küche. Wenn auch bei weitem nicht der Einzige, der sie in seinem Restaurant an den Gast gebracht hat, so hat vor allem René Redzepi sie mit seinem „Noma“ bekannt gemacht. Sie steht für eine reduzierte Küche, die sich auf das Produkt konzentriert. Saisonalität und Regionalität spielen hier eine wesentliche Rolle. Häufig werden Klassiker neu interpretiert. Auch die nordische Küche kann mittlerweile nicht mehr als Trend bezeichnet werden, aber sie hat viele Aspekte ins Bewusstsein gerufen, die inzwischen festes Element der Profiküchen geworden sind. Neben dem Besinnen auf regionale Produkte, ist vor allem die Fermentation ein Thema, das heute nicht mehr wegzudenken ist. Im Prinzip handelt es sich hier um nichts anderes als das Einkochen, das für unsere Großmütter Normalität war.
Ich erinnere mich noch an den Keller meiner Großeltern, wo all diese verschiedenen Gläser aufgereiht im Regal standen. Ohne kulinarisches Verständnis haben diese Gläser voll mit Obst und Gemüse auf mich als Kind ein wenig gruselig gewirkt. Welche Aromen durch Fermentation erzeugt werden können und was sie für Nachhaltigkeit bedeutet, hat sich mir erst viel später erschlossen.
Foodtrends der Gegenwart
Doch was sind aktuell Trends, die zu beobachten sind? In den Profiküchen sucht man da aktuell weniger erfolgreich. Themen wie, Regionalität, Fermentation, vegane oder asiatische Einflüsse sind nicht mehr wegzudenken, allerdings entwickelt jeder Koch seine Gerichte nach seinen Vorlieben, Erfahrungen und Überzeugungen. Ein bestimmter Trend ist hier nicht mehr ablesbar.
In den Küchen zuhause sieht das etwas anders aus. Schaut man sich die Ranglisten der Kochbuchverkäufe an, zeichnen sich hier drei ganz klare Gruppen heraus.
Top 3 Foodtrends für Zuhause:
1.Gesunde, heilende Ernährung: Schaut man in die Ranglisten sind Bücher von den „Ernährungs-Docs“, übers Fasten oder Ernährungsmythen ganz weit oben. Es hat das Bewusstsein der Menschen erreicht, dass Essen nicht nur Nahrungsaufnahme bedeutet, sondern viele Faktoren in unserem Körper positiv oder negativ beeinflussen kann. Viele Volkskrankheiten, wie Blut-Hochdruck, Adipositas oder Diabetes können durch die richtige Ernährung verhindert werden, wenn man nur weiß wie. Darüber hinaus können die richtigen Lebensmittel auch helfen die Symptome von bestehenden Krankheiten zu mildern. Da wir inzwischen tendenziell immer älter werden, möchten wir unsere Jahre natürlich auch gesund verbringen und uns fit fühlen. Sich frühzeitig richtig zu ernähren spielt daher eine immer wichtigere Rolle. Dazu kommt, dass viele Profiköche, wie zum Beispiel Johann Lafer, inzwischen Bücher gemeinsam mit Ärzten schreiben, um zu zeigen, dass gesunde Küche und Genuss sich nicht ausschließen müssen.
Mein Buchtipp zum Thema Gesunde Ernährung: „Der Ernährungskompass“ von Bas Kast
2. Schnelle, einfache Küche: Themen wie „Einfach Lecker“, „Einfach gut“ und One-Pot-Gerichte sind ebenfalls vielseitig unter den aktuellen Topsellern vertreten. Unser Alltag ist stressiger geworden. Er ist schnelllebiger als noch vor einigen Jahren. Aber dennoch entscheiden sich viele Menschen inzwischen bewusst dafür selbst kochen zu wollen. Ob aus finanziellen Gründen, denn irgendwie ist ja alles teuerer geworden, auf Grund von Kontrolle darüber, was genau man eigentlich auf dem Teller hat oder einfach die Freude an frischen Lebensmitteln, die Gründe hierfür sind vielseitig. Egal aus welchem Antrieb, ist doch allen gemein, dass nur die Wenigsten am Ende eines Arbeitstages noch 2 Stunden in der Küche stehen möchten. Und die Vielzahl an Kochbüchern zu dem Thema zeigt, dass ein hoher Zeitaufwand auch nicht notwendig ist. Prominente Köche, wie Tim Mälzer, Jamie Oliver oder Steffen Henssler haben die Bedeutung der schnellen leckeren Küche bereits früh erkannt und zahlreiche Bücher zu den Themen veröffentlicht. Aber eben so viele gute Bücher von unbekannteren Autoren findet man beim Buchhändler seines Vertrauens.
Mein Buchtipp zum Thema schnelle Küche: „Der Große Lafer“


3. Vegetarische Küche: Vegetarische Küche hat inzwischen Akzeptanz und Einzug in die deutschen Haushalte erhalten. Klimawandel, Massentierhaltung und bewusste Ernährung sorgen dafür, dass dieser Ernährungsstil wichtiger den je ist. Wenngleich viele Menschen sich nicht vorstellen können, komplett vegetarisch zu leben, gibt es doch immer mehr Menschen, die es wenigstens am Großteil der Wochentage versuchen möchten und auf Ideensuche hierfür sind. Denkt man an Kochbücher mit vegetarischer Küche ist ein Name wohl der, der in aller Munde ist: Yotam Ottolenghi. Kaum ein Haushalt, in dem nicht ein Buch von ihm steht. Lebensmittelhändler in Berlin haben mir verraten, dass sie nach Herauskommen eines neuen Buches von ihm, erstmal alle Gewürze einkaufen, die in dem Buch vorkommen, denn die Nachfrage kommt mit 100%iger Sicherheit. Ottolenghis Küche ist spannend, abwechslungsreich voller Aromen, die uns bislang nicht immer vertraut waren, allerdings auch alles andere als simpel oder schnell gemacht. Für alle, die sich an vegetarischer Küche versuchen möchten ohne hinterher 10 neue Gewürze im Schrank zu haben, die man im Zweifel nur einmal nutzt, gibt es aber auch zahlreiche Alternativen zu finden.
Mein Buchtipp zum Thema Vegetarisch: „Vegetarisch“ von Paul Ivic


Ob es sich hier um vorübergehende Trends handelt oder sie dauerhaft in die Privatküchen Einzug erhalten werden, wird die Zeit zeigen. Verdient hätten sie es auf jeden Fall. Denn so sehr ich der Gastronomie auch jeden Umsatz wünsche, so bin ich doch der Überzeugung, dass die Wertschätzung für gutes Essen in der eigenen Küche entsteht. Denn mit der Verwendung frischer Lebensmittel und dem Kochen für Familie und Freunde, erwächst auch das Verständnis, wieviel Arbeit, Qualität und Kreativität in den Profiküchen tagtäglich ausgelebt wird.