Die Eröffnung vom Restaurant „Matthias“ in prominenter Lage am Kollwitzkiez vom Prenzlauer Berg war im Oktober 2024 in aller Munde.
Das liegt wohl auch daran, dass die beiden Geschäftsführer keine Unbekannten in der Berliner Sterne-Szene sind. Das lockere und herzliche Gastgebertum von Janine Woltaire konnte man unter anderem in Restaurants wie dem Horvath, Rutz oder Hallmann & Klee erleben.
Auch Silvio Pfeufer hat sein Können in der Küche bereits im Einsunternull präsentiert. Hat allerdings auch Stationen, wie das 2 Sterne Restaurant Facil oder das Atelier (3 Sterne) unter Jan Hartwig in seiner Vita stehen.
Doch worüber viel geredet wird, hält ja nicht unbedingt immer, was es verspricht. Neugierig wird man aber schon, wenn man an der Berliner Gastronomieszene interessiert ist.
Und so landete ich bereits Silvester 2024 im Matthias. Und schnell war klar, die aufgebauten Erwartungen wurden nicht enttäuscht. Die Kombination aus herzlichem Service, sehr gutem Essen und der genau passenden Weinempfehlung durch Sommelier Michi Stiel – ebenfalls nach Station im Horvath kein Unbekannter – runden den Besuch zu einem perfekten Erlebnis ab.
Einzig die minimalistische Einrichtung könnte vielleicht durch ein paar kleine Details an das gebotene Niveau angepasst werden. Doch wenn man das Glück hat, einen Tisch mit Blick in die Küche zu erhalten, dann fehlt einem auch hier an nichts.
Und so wurde bereits beim ersten Besuch klar, dass es einen neuen Anwärter auf meiner Liste der Lieblingsrestaurants gab. Und so folgten weitere Besuche. Zuletzt Ende Juli.
Im Monat davor wurde das Restaurant, mit seinem verdienten Michelin Stern ausgezeichnet. Alles andere hätte mich auch überrascht. Verändert hat sich durch den Stern jedoch nichts.
Der Gruß des Hauses kann eigentlich schon als Signatur Dish von Silvio Pfeufer bezeichnet werden. Die Trilogie aus mit Käse gefülltem Choux, einem Tartelette und einem Croustade, immer unterschiedlich gefüllt, bieten einen aromatischen Start in den Abend. Das warme, in einem Leintuch eingehüllte Sauerteigbrot mit Butter und Kräuteröl ist nicht nur ein Hingucker sondern auch so unfassbar lecker, dass ich hier nicht aufs Brot verzichten kann.


Zur Auswahl steht ein 5- oder 6-Gang-Menü mit vegetarischer Auswahlmöglichkeit. Das Matthias ist jedoch auch eins der wenigen Sterne-Restaurants bei denen man noch a la carte essen kann.
Aber wenn schon, denn schon, wurde sich für das 5-Gang-Menü mit Fleisch/Fisch entschieden.
Den Anfang machte eine Lachsforelle mit Flusskrebsen und Kohlrabi. Ein schöner Start mit der richtigen Mischung aus knusprigen und cremigen Elementen mit großartiger Produktqualität.
Doch der nächste Gang zeigte dann ganz deutlich, das Können von Silvio Pfeufer. Gebratener Adlerfisch kam in einem Sud auch eingelegtem Rhabarber, Ingwer und Basilikum. Optisch kein Highlight, geschmacklich hingegen schon. Die Süße und Säure vom Rhabarber kombiniert mit dem perfekt gegarten Fisch und der leichten Schärfe vom Ingwer erschafften ein perfektes Gericht, das auf jeden Fall geeignet wäre ein Signature Dish zu werden.


Es folgte ein Gang von Bohnen, Shitakepilzen und Raz el hanout, der verdeutlicht, warum ein Verzicht auf Fleisch oder Fisch nicht bedeutet, dass man irgendetwas vermissen muss. Die Umami-Aromatik des Shitakepilzes ist der von einem Stück Fleisch ebenbürtig und auch die Bohnen, die normalerweise nicht zu meinem Lieblingsgemüse zählen, waren in dieser Kombination ein Genuss.


Viel zu schnell war man schon beim Hauptgang angelangt. Der für mich wieder ein bisschen zeigt, wofür die Küche von Pfeufer steht; Klassische Komponenten, wie Wachtel und Pfifferling kombiniert mit Aromen, die man auf den ersten Blick nicht miteinander in Verbindung bringen würde – hier die Blaubeere – die dann aber perfekt miteinander harmonieren und dem Gericht das gewisse Etwas verleihen. Dazu die Kombination aus warmen und kalten Komponenten; die Wachtel wurde durch einen feinen Salat mit gerösteter Wachtelhaut gereicht.
Das Dessert, bestehend aus Erdbeere, Fichte, Macadamia schließt daran an. Zwar ist Fichte in der gehobenen Gastronomie inzwischen nicht mehr länger eine ungewöhnliche Zutat, aber meistens wird sie eher in herzhaften Gerichten eingesetzt. Hier rundet sie das Gericht aus aromatischem Erdbeerragout unter einem cremigen Schaum von Macadamia ab und sorgt dafür, dass der Menüabschluss in Erinnerung bleibt.
Für mich persönlich immer wieder ein kleines Highlight, das den kulinarisch Abend perfekt abrundet, die Praline von Muya. Die Lebensgefährtin vom Küchenchef betreibt eine kleine Manufaktur mit veganen Pralinen, die für mich zu den Besten gehören, die ich bislang erleben durfte.


Die Menüs im Matthias kann man als eher klassisch bezeichnen, wobei jeder Gang einen Twist hat, der es zu etwas Besonderem macht. Dabei ist die Küche leicht, so dass man sich zum Ende des Abends zwar satt, aber nicht voll fühlt. Genau so, wie es sein soll.
Die zugängliche Art der beiden Gastgeber sorgt dafür, dass man sich willkommen fühlt und unterstützt wird dieses Gefühl davon, dass auch die Küchenmitarbeiter samt Chef regelmäßig an den Tisch kommen um ihre Gerichte zu servieren.
Ich kann einen Besuch im Matthias nur empfehlen. Wem ein Abendessen im Sternerestaurant eine Nummer zu viel ist, kann an Samstagen auch mittags ins Matthias gehen und hier a la carte essen und sich einen Eindruck von der spannenden Küche verschaffen. Und es würde mich wundern, wenn man danach nicht den Wunsch verspürt, für das Gesamterlebnis am Abend wiederzukommen.