Meal Prep ist nicht erst seit Kurzem ein Thema, an dem für alle Ernährungsbewusste kein Weg dran vorbeigeht. Zahlreiche Bücher, Blog- und Social Media Beiträge dazu reißen nicht ab.
Ich selbst stehe dem Thema zwiegespalten gegenüber. Für alle, die voll berufstätig sind und abends ohne viel Aufwand gesund essen möchten, ist es eine gute Lösung. Auf jeden Fall Fertigprodukten vorzuziehen, auf die man ansonsten im Zweifel zurückgreifen würde.
Alle, die wie ich in einer Großstadt leben, hätten als Alternative noch Wolt & Co. Doch abgesehen davon, dass das preislich wohl nicht nur bei mir das Budget sprengen würde, wie oft würde man sich verführen lassen und doch den Burger oder die Pizza statt der nährwertreichen Bowl bestellen?! Gerade, wenn man abends ausgehungert nach Hause kommt, sind Lieferdienste vergleichbar mit dem hungrigen Einkauf im Supermarkt.

Warum also stehe ich Meal Prep kritisch gegenüber?
Im Wesentlichen hat das drei Gründe, einer davon wahrscheinlich sehr persönlich, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass ich damit allein auf der Welt bin.
- Nährstoffe: Einer der Gründe für Meal Prep ist, dass wir uns gesund ernähren möchten. Und ohne Frage, ist ein selbstgekochtes, vorbereitetes Essen nährstoffreicher als jedes Fertiggericht. Allerdings verlieren gerade Gemüse und Kräuter ihre Nährstoffe, wenn sie Sauerstoff, Wärme und Licht ausgesetzt sind. Wie gesund ist eine Möhre, die wir am Sonntag vorgekocht und in eine Vorratsbox gepackt haben, also wirklich noch, wenn wir sie im Laufe der Woche zu uns nehmen? Mögliche Lösungen hierfür wären, das Essen nach der Vorbereitung zu vakuumieren oder einzukochen um Sauerstoff ganz fernzuhalten, doch wer möchte wirklich das Geld oder die Zeit investieren? Also reden wir uns den Gesundheitsaspekt von Meal Prep am Ende nicht ein bisschen schön?
- Zeitersparnis/Flexibilität: Abends nach Hause kommen, das Essen schnell aufwärmen und in spätestens 10 Minuten kann man den leeren Magen füllen. Klingt gut für den Alltag, aber ist das so wirklich die ganze Realität? Das Essen für die 5 Arbeitstage muss ja auch irgendwann vorbereitet werden und wenn uns jeden Abend 30-60 Minuten in der Küche zu stehen zu viel sind, wollen wir dann wirklich sonntags stundenlang in der Küche stehen, um für die Woche vorzusorgen? Natürlich kann man sich das auch auf zwei Tage in der Woche aufteilen, allerdings gehört dann im besten Falle auch zweimal der Einkauf dazu und dann passiert doch etwas Unvorhergesehenes bei der Arbeit und dann?! Natürlich kann man heute noch spätabends einkaufen gehen und für die restlichen 2-3 Tage vorkochen und solche Arbeitstage passieren vielleicht auch nicht jede Woche, aber sind wir mit dem Gedanken im Hinterkopf wirklich noch so flexibel in unserer Zeiteinteilung, wie wir uns das als eins der Ziele von Meal Pep wünschen?
- Abwechslung/Appetit: Zugegeben, ein sehr persönlicher Grund, aber ich liebe Essen. Für mich bedeutet Abendessen eine Belohnung nach einem anstrengenden Arbeitstag. Und dadurch ist es eben auch etwas sehr emotionales. Wenn ich donnerstags nach Hause komme, habe ich nicht unbedingt Hunger auf das, was ich am Sonntag vorbereitet habe. Statt dem gesunden Salat, bevorzuge ich ein wohltuendes Pastagericht mit cremigem, geschmolzenem Parmesan. Statt dem spicy Curry mit Reis, lieber knusprige Kartoffeln. Für mich ist es einfach unmöglich mehrere Tage im Voraus zu planen und Meal Prep bedeutet dann für mich, entweder wegschmeißen und ich hasse es Lebensmittel zu entsorgen oder etwas essen, worauf ich eigentlich keine Lust habe.
Gesund Leben bedeutet, auf die Ernährung gesehen, nicht nur Nährstoffe zu uns nehmen, sondern es geht ja auch um Genuss, der uns mental gesund macht und stärkt. Ist Meal Prep dann wirklich die beste Lösung für unseren Alltag?
Zwischenweg von Meal Prep und frischer Küche
Bitte versteht mich nicht falsch, Meal Prep ist unglaublich sinnvoll. Allerdings wie alles, in Maßen. Wenn wir es übertreiben, geht der eigentliche Nutzen davon verloren.
Wie wäre es daher mit einer Zwischenlösung?
Warum konzentrieren wir uns nicht darauf, die Produkte vorzukochen, die wirklich zeitaufwendig sind, statt ein ganzes Gericht zu prepen?
Warum bereiten wir nicht den Teil von Speisen vor, die nicht ihre Nährstoffe verlieren, wenn sie ein paar Tage in der Box im Kühlschrank verbringen?
Warum stellen wir nicht den Genuss in den Vordergrund statt die Routine?


Bei den wirklich zeitaufwendigen Produkten handelt es sich doch um die Saucen, Geschmortes oder Experimente, die wir immer mal ausprobieren wollten.
Saucen und Geschmortes lassen sich an einem Sonntag perfekt vorbereiten ohne den ganzen Tag in Anspruch zu nehmen. Wir setzen sie an und dann lassen wir sie für sich selbst arbeiten, während wir entspannt auf dem Balkon ein Glas Wein trinken oder schauen, was Netflix Neues zu bieten hat. Ab und zu müssen wir vielleicht einmal Flüssigkeit nachgießen, sieben, einreduzieren, aber nichts, was den Großteil unseres Tages bestimmt.
In der Woche selbst, können wir das Gemüse, auf das wir Lust haben, dann selbst garen und spontan entscheiden, ob wir lieber Pasta oder Reis essen möchten. So bleiben Nährstoffe in unserem Essen erhalten, wir benötigen mit ein bisschen Routine dennoch nicht mehr als 20 Minuten für ein leckeres, wohltuendes Essen und wir können nach unserem täglichen Gefühl entscheiden, was uns kulinarisch glücklich macht ohne am Ende wegen Essensresten ein schlechtes Gewissen zu haben.
Da dies mein bevorzugter Weg ist, sind übrigens auch fast alle Rezepte auf meinem Blog innerhalb von 20 Minuten zu kochen.