Die Weihnachtstage liegen hinter uns. Das erste Mal seit 15 Jahren habe ich zwischen den Jahren frei. Der perfekte Moment, das Jahr Revue passieren zu lassen.
Je älter man wird, je schneller scheint die Zeit zu verfliegen oder besser gesagt zu verschwimmen. Manche Erinnerungen sind präsent als wären sie gestern gewesen und eigentlich schon Monate her. Andere liegen nur noch ganz dunkel im Gedächtnis als wären seitdem Jahre vergangen, dabei waren sie in dem Moment prägend für das Jahr.
Es war nicht das beste Jahr, die Hoffnung auf positive Veränderung wurde gerade in der ersten Jahreshälfte stark enttäuscht. Es hat einige sehr dunkle Tage gegeben, menschliche Enttäuschungen, berufliche Sackgassen, alles gefolgt von starken Zweifeln an mir selbst und an der Zukunft. Ängste, die manchmal den Schlaf geraubt haben.

Doch wie heißt es so oft, wo Dunkel ist, da ist auch Licht. Hätte jemand mit diesem Spruch vor mir gestanden, wäre er an einem Großteil der Tage hochkant hinausgeworfen worden. Aber man selbst darf ja schlaue Sprüche von sich geben…Und tatsächlich ist auch ein bisschen Wahres dran. Es braucht nur manchmal Zeit um das zu realisieren.
So hat eine Kamera ihren Weg in meine Hände gefunden, zu einer Zeit im Jahr, als ich dringend nach Ablenkung gesucht habe.
Hätte mir jemand gesagt, dass Fotografie zu einer Leidenschaft wird, hätte ich ihn für verrückt erklärt, hatte ich doch schon in jungen Tagen den Ruf weg, dass meine Fotos vor allem ein sind…verwackelt. Aber Dinge ändern sich, wenn Leidenschaft geweckt wird. Schließlich hätte auch lange niemand gedacht, dass ich einmal meine Liebe zum Kochen entdecke. Und so ist die Kamera inzwischen zu einem treuen Begleiter in meiner freien Zeit geworden.



So neu die Liebe zur Fotografie ist, so habe ich im Jahr auch eine alte Leidenschaft wiederentdeckt. Das Schreiben. Bereits in der Jugend habe ich Hefte mit Geschichten und Gedichten gefüllt. Der Traum einmal ein eigenes Kinderbuch zu schreiben hat mich lange begleitet. Durch Studium, Ausbildung und Alltag ist diese Vorliebe zunächst in den Hintergrund geraten und nach einem kurzen Comeback während meiner Selbstständigkeit, ganz tief in einer Schublade verschwunden, wo sie in den letzten Jahren fast vergessen worden ist.
Doch wo Bilder sind, da gehören zu einem gewissen Maße auch Worte dazu. Also wurde diese Schublade wieder geöffnet und vorsichtig der Staub abgeklopft. Doch sind die ersten Worte gefunden, entstehen plötzlich so viele Ideen im Kopf, mit dem Drang daraus hervorzutreten. So wurde mein Blog wieder zum Leben erweckt. Doch kommt etwas erstmal ins Rollen, entwickelt es sich häufig schneller weiter als gedacht. Und wie stolz war ich, als eine Pressemitteilung, im Rahmen eines „Praktikums“ von mir geschrieben, plötzlich auf der Startseite meines Mailanbieters, für alle Internet-User sichtbar, zu lesen war…

Aus der Liaison von Bild und Text ergab sich plötzlich etwas, was mir die letzten Jahre so sehr gefehlt hat, wonach ich dringend gesucht habe und schon fast die Hoffnung aufgegeben hatte, sie endlich wieder zu finden…Perspektive.
Da war sie wieder, die Zukunftsaussicht auf etwas das Potential hat, sich zu entwickeln. Ein Ziel für das es sich lohnt morgens aufzustehen. Auf etwas, das Freude, Kreativität und Leidenschaft in mein Leben bringt.
Denn, dass diese Werte für mich einen hohen Stellenwert haben, ist mir mit Fortschreiten des Jahres deutlich geworden. Ohne Leidenschaft und Kreativität fühlt sich das Leben für mich langweilig und leer an. Als ob die Farbe fehlt. Ich möchte mein Leben nicht als schwarz-weiß-Film ablaufen sehen, sondern es bunt und mit allen Farbnuancen erleben und vor allem selbst gestalten. Freiheit ist hier ein wesentlicher weiterer Faktor. In vielen Punkten ist mir Sicherheit wichtig und so habe ich lange fest daran geglaubt, das es ein Leben mit allen Sicherheiten ist, das mich glücklich macht. Doch vielleicht habe ich mich hier ein bisschen selbst belogen. Denn das Aufgeben von Sicherheit bringt immer auch ein bisschen Gefahr mit sich…vor allem die Gefahr zu Scheitern oder abgelehnt zu werden. Ängste, die mich stetig durch mein Leben begleiten.
Doch dabei ist Udo Lindenbergs „Ich mach mein Ding“ schon so lange MEIN Song und bereits seit Jahren trage ich doch ein Armband, das in die Welt hinausträgt „Wer keinen Mut zum Träumen hat, hat keine Kraft zu kämpfen“.
Und so ist vielleicht genau jetzt der Zeitpunkt gekommen, diese Leitsprüche auch wieder in die Tat umzusetzen.
Zu Träumen, auch groß zu Träumen und den Mut aufzubringen, dafür zu Kämpfen, sie in die Tat umzusetzen in dem ich mein Ding mache.

Und ja, wahrscheinlich wird es auf dem Weg Rückschläge geben und vielleicht lässt sich nicht alles umsetzen, wie ich es mir wünsche. Doch vielleicht ergeben sich auf dieser Reise auch wieder neue Optionen, eröffnen sich neue Abzweigungen, die auf etwas hinauslaufen, was ich jetzt noch nicht voraussehen kann.
Doch wichtig ist, dass ich dieses Jahr endlich wieder wirklich voller Optimismus (wenn auch immer noch vorsichtig) in das neue Jahr starte und es nicht nur eine hoffnungsvolle Floskel ist.
Denn dieses Jahr war auch ein Weg zurück zu mir selbst. Wenngleich mir die unfreiwillige freie Zeit zur Mitte des Jahres auch viel Energie geraubt hat, so hat sie aber auch die Möglichkeit gegeben, einmal durchzuatmen und endlich damit zu beginnen Dinge aus der Vergangenheit zu reflektieren, bis zu einem gewissen Grad zu verstehen und im weiteren Jahresverlauf auch zu verarbeiten. Dadurch konnte ich in mancher Hinsicht endlich abschließen, was offen für Neues macht. Ich habe Dinge über mich erfahren, die mir noch nicht bewusst waren und zu akzeptieren gelernt. Und besonders wichtig, ich habe zurück zu meinen Werten gefunden. Dazu, was mich ausmacht und was mich glücklich macht. Und das ist etwas, was unbezahlbar ist, denn es macht einen zwar auf eine Weise angreifbar, aber gleichzeitig auch stark. Wer sein Leben im Einklang mit den eigenen Werten führt, erlebt deutlich mehr Zufriedenheit. Denn es erleichtert das Ziehen von Grenzen ohne stetigen Zweifel, es gibt wichtige Orientierung und erleichtert Priorisierung von dem, was wirklich zählt.
Wesentliche Werte sind für mich auch Ehrlichkeit und Gerechtigkeit. Das weiß ich nicht erst seit diesem Jahr, aber 2025 hat mir noch einmal deutlich gemacht, welche wesentliche Rolle sie für mich spielen und dass ich mich nur noch mit Menschen umgeben möchte, die diese Werte teilen. Nicht in allen Bereichen kann man das beeinflussen, aber um so schöner ist es, dass ich auf neue Menschen getroffen bin, die genau das tun.
Und so starte ich in ein paar Tagen voller Hoffnung und Neugier in das neue Jahr. Mit der Gewissheit, dass das neue Jahr zwar nicht leicht wird, aber dieser Weg richtig für mich ist. Mit dem Wissen, dass meinen Weg nicht jeder verstehen wird, aber dass er es ist, der mich glücklich macht. Mit der Vorfreude auf Neuanfänge und mit der Dankbarkeit, dass ich Menschen an meiner Seite habe, die mir die Kraft geben an meinem Ding festzuhalten.

