Kein Urlaubsort in Deutschland, der so von Gerüchten umwoben ist, wie Sylt. Gerüchte, die einige Menschen abschrecken und verhindern, dass sie diese wunderbare Insel jemals kennenlernen. Dabei ist Sylt so viel mehr als Schickimicki und Partyzone. 

Lange Sandstrände, Wege durch blühende Heide oder entlang des Wattenmeers, laden zum Radfahren oder Spazieren gehen ein. Oder man mietet sich einen der vielen Strandkörbe und entspannt mit Blick auf die Wellen.

Auch, wer Lust auf Shoppingtouren hat, kommt hier nicht zu kurz. Neben vereinzelten Filialen bekannter Ketten, gibt es zahlreiche kleine Individuelle Geschäfte in jeder Preislage. 

So abwechslungsreich und schön die Insel von ihrem Angebot und ihrer Landschaft auch ist, würde ich sie natürlich nicht so sehr lieben, wenn nicht auch das kulinarische Angebot vielseitig und empfehlenswert wäre. Von kleinen Imbissbuden, Strandlokalen über eine vielseitige Auswahl an Restaurants bis hin zu Sterneküche, lässt sich für jeden Geschmack etwas finden. Darunter befinden sich Gastronomiekonzepte, deren Ruf bis aufs Festland reicht, aber auch immer wieder kleine Geheimtipps, die man manchmal erst durch Soziale Medien, Empfehlungen von Freunden oder einfach durch den neugierigen Blick in kleinere Nebenstraßen entdeckt.

Ich fahre inzwischen seit 14 Jahren auf die Insel, das ein oder andere Lokal hat in dieser Zeit leider bereits seine Türen geschlossen. Jedes Jahr ist es aufs Neue spannend neue Entdeckungen zu machen und natürlich finden sich mit der Zeit auch Lieblingsorte, die jedes Mal wieder besucht werden müssen. 

Ein paar meiner Lieblinge, ob für Essen, Trinken oder beides, habe ich einmal für euch zusammengestellt.

Daydrinking

Urlaub ist ja auch dazu da zu genießen und Dinge zu tun, die man im Alltag sonst aus Zeit und Vernunftgründen nicht angeht. Bei mir gehört da definitiv tagsüber bei einem guten Glas Wein in der Sonne sitzen dazu. Und wenn man einen schönen Ort dafür gefunden hat, dann dürfen daraus auch gerne zwei oder drei Gläser werden. 😉 In den folgenden Locations kann mir das durchaus passieren.

Sansibar: Wahrscheinlich hat jeder, der bereits von Sylt gehört hat, ebenfalls von der Sansibar gehört. Herbert Seckler hat hier ein kleines Imperium geschaffen. Ehemals angefangen mit einem kleinen Kiosk am Strandübergang, ist daraus inzwischen ein großes Restaurant mit ebenso großem Weinkeller und riesigem Außenbereich entstanden. Die Beliebtheit dieses Ortes spiegelt sich auch in den zahlreichen Merchandiseprodukten wieder. 

Ich kann den Besuch auch abends nur empfehlen, am besten zu späterer Stunde, denn das Restaurant wird nur durch Kerzenschein beleuchtet, wodurch nichts von dem Blick in die Dünen und der gemütlichen, wenn auch etwas wuseligen Atmosphäre ablenkt.

Wuselig ist es bei gutem Wetter auch tagsüber. Der große Spielplatz sorgt dafür, dass die Terrasse in der Mittagszeit auch mit Familien gut besucht ist, die entspannt essen können, während die Kleinen beschäftigt sind.

Sansibar

Bei meinem ersten Besuch in der Sansibar war ich voller Vorurteile. Viel hatte ich bereits gehört, von hohen Preisen über Schickimicki und den Magnumflaschen Champagner, die rausgetragen werden. Ich wollte die Location damals einfach einmal erleben und hatte keinerlei Erwartungen an das Essen. Um so mehr wurde ich überrascht. Die Qualität der Speisen ist extrem gut. Frische Fische wurden an mir vorbeigetragen, Thunfischsashimi in bester Qualität angeboten oder Wiener Schnitzel frisch und knusprig zubereitet. Natürlich hat Qualität seinen Preis und das spiegelt sich in der Tageskarte wieder, doch auch Gerichte, wie eine Currywurst mit Pommes oder einer Kartoffelsuppe sind für einen fairen Preis zu bekommen. Meine absoluten Lieblinge sind die Trüffelpommes – ich habe sie inzwischen wirklich häufig probiert, aber nie so gut bekommen, wie in der Sansibar – und der Kaiserschmarren (hier als kleiner Tip: zu Zweit teilen, da er wirklich riesig ist). Die Auswahl an Weinen, Schaumweinen, Aperitifs und Cocktails ist ebenfalls breit gefächert. Beim Durchprobieren kann die Zeit schon einmal nur so verfliegen.

Beach House: Häufig sind die Restaurants auf Sylt hinter den Dünen gelegen. Nicht so beim Beach House. Wer die Stufen zum Lokal erklimmt hat freie Sicht auf das Meer. Die Getränkekarte ist umfangreich, insbesondere, was Weine angeht.

Genießt man den Ausblick nicht nur für eine Aperol-Spritz-Länge, lohnt sich ebenfalls ein Blick auf die Mittagskarte. Hier finden sich überwiegend Klassiker, wie Caesar Salat oder natürlich die Currywurst, die auf Sylt auf keiner Karte fehlen darf und zu einer der besten der Insel gehört, doch auch asiatische Einflüsse, wie beim Glasnudelsalat sind zu finden. 

Hat man das Glück, dass man seinen Tisch auch dann behalten kann, wenn die Abendschichten im Restaurant beginnen, hat man von ihr einen perfekten Blick auf den Sonnenuntergang über dem Meer.

Pius am Stand: Wer bereits länger auf Sylt Urlaub macht, kennt sicher die Pius Weinbar, ehemals in Keitum oder das Manne Pahl in Kampen. Die Betreiberfamilie hat in diesem Jahr auf halbem Weg zwischen Westerland und Wenningstedt das Pius am Strand eröffnet. In den Dünen gelegen hat man hier zwar keinen Blick aufs Meer, sitzt jedoch geschützt in einem kleinen Außenbereich im Strandkorb oder bei schlechterem Wetter in einem gemütlichen Strandhaus, das optisch ein wenig an eine kleine Sansibar erinnert. Als Rieslingfan hat mich die Getränkekarte zugegebenerweise ein kleines bisschen enttäuscht. Schaut man darüber hinweg, findet man natürlich auch hier ein schönes Getränk mit dem man den Tag verbringen kann. Eine abwechslungsreiche Karte mit Pinsa, Salaten, Garnelen und -natürlich- Currywurst sind gute Begleiter, wenn man nicht nur dem Daydrinking frönen möchte.

Mittagssnacks

Sylt ist eine Insel, die zum Laufen oder Fahrradfahren einlädt. Natürlich darf dann auch eine kleine Stärkung zwischendurch nicht fehlen. Manchmal ergeben sich daraus schöne Ziele für einen Ausflug, wie bei den folgenden drei Orten.

Buhne 16: Mitten in den Dünen, hinter dem Ortskern von Kampen, liegt diese Location. Der Weg dorthin ist ein wenig beschwerlich, entweder erreicht man die Buhne in dem man den Strand entlang geht oder man läuft über Fahrrad- und anschließend abwechselnd über Schotter-, Steg- und Sandwege. Für welchen Weg man sich entscheidet, hat man sich auf jeden Fall sein kühles Getränk beim Ankommen verdient. Auf den ersten Blick ist dieser Ort nichts Besonderes, alles ist eher einfach gehalten, doch die Atmosphäre ist speziell an sonnigen Tagen besonders. Es handelt sich um Selbstbedienung und die angebotenen Speisen sind klassisch. Es gibt Fischbrötchen, Salate, Pommes, so wie Flammkuchen und Pizza. Letztere ist auf jeden Fall sehr zu empfehlen. Am besten zwei Speisen zum in die Mitte stellen ordern und nebenbei naschen, während man das bunt zusammengestellte Publikum beobachtet.

Gosch: Wer Sylt kennt, kennt auch Gosch. An den zahlreichen Filialen kann man gar nicht vorbeigehen. Was auf den ersten Blick aussieht, wie eine Kette, bei der die Erwartungen an Qualität eher gering sind, wird schnell eines besseren belehrt. Das Speisenangebot ist umfangreich, abgesehen von ein paar Filialen herrscht Selbstbedienung und alles wird auf Bestellung frisch zubereitet. Die Filialen untereinander unterscheiden sich ein wenig, was das Getränkeangebot, aber auch die Zubereitung der Speisen angeht.

Testet man sich durch die verschiedenen Standorte, wird man schnell seine Favoriten finden. So ist es für mich immer Tradition am ersten Tag nach Wenningstedt zu laufen und dort mit einem Backfischbrötchen und Blick aufs Meer in den Urlaub zu starten. 

Auch sonst bilden sich nach einigen Besuchen natürlich die kulinarischen Lieblinge heraus, so sind das für mich der Liebesteller und die Backkartoffel mit Krabben. Aber auch zahlreiche frische Fische oder Pastagerichte können bestellt werden.

Verreist man mit Menschen, die keinen Fisch mögen – auch sowas soll es ja geben – empfiehlt sich ebenfalls die Filiale in Wenningstedt. Hier gibt es inzwischen eine breite Auswahl, wie Pinsa oder Burger, die fischfrei zu bekommen sind.

Kleine Warnung: Wer sich für ein Fischbrötchen an der Westerländer Promenade entscheidet, gut drauf aufpassen. Die Möwen lauern nur so darauf, es dem nichts ahnenden Touristen aus der Hand zu schnappen.

Straend: Etwas versteckt in Hörnum liegt das Straend. Die Lage, hinter den Dünen an einer kleinen Anwohnerstraße ist nicht die Schönste. Was das Lokal bietet entschädigt jedoch dafür. Neben einer schönen Auswahl an Weinen, werden auch abwechslungsreiche Speisen angeboten, die mal etwas anders als der Mainstream auf Sylt sind – wer die nächste Currywurst probieren möchte, ist hier also falsch. Bei meinem ersten Besuch gab es eine Sauerteigschnitte mit pochiertem Ei und Pastrami, auch eine Thunfischbowl habe ich dort schon mal genossen. Es ist immer wieder spannend zu sehen, was diesmal auf der Karte steht und vor allem ist die gebotene Qualität immer sehr gut. Verbinden kann man den Besuch mit einem kleinen Spaziergang von Hörnum um die Odde, so hat man sich den Mittagssnack auch verdient.

Fine Dining | Sterneküche

Daydrinking, kleine Mittagssnacks, Fischbrötchen, das alles gehört für mich bei einem guten Sylt Urlaub mit dazu. Aber wer mich kennt, weiß natürlich auch, wie gerne ich gut Essen gehe. Und auch das kann man auf Sylt hervorragend. Vieles habe ich bereits ausprobiert und hier einmal drei meiner Lieblingsorte, die sich herausgebildet haben.

Tipkens by Nils Henkel: Ich bin ein großer Fan von Nils Henkel. Als einer der Ersten hat er mit einer Gemüseküche begonnen. Er war jedoch nie dogmatisch und so hatten und haben auch Fisch und Fleisch weiterhin Platz in seiner Küche. Egal ob vegetarisch oder nicht, haben alle Teller gemeinsam, dass sie eine leichte, akzentuierte Sprache sprechen, bei denen die Produktqualität entscheidend ist. Als klar war, dass er sein Konzept nach Sylt bringt, musste ich dem Restaurant natürlich einen Besuch abstatten. 

Küchenchef René Verse, der bereits im Vorfeld lange mit Nils Henkel zusammengearbeitet hat, präsentiert hier Gerichte, die mit Nils Henkel zusammen angepasst an die Region konzipiert werden. Vollkommen verdient gab es direkt im ersten Jahr den Michelin Stern. Was hier geboten wird ist großartig. Beste Produktqualität, wie zum Beispiel von Hamachi, spannende Kombinationen, dabei aber mit einer Leichtigkeit, die in der gehobenen Küche oft fehlt. Bei meinem vergangenen Besuch gab es ein Gericht mit Burrata und Pfifferlingen, das Komfort-Food auf höchstem Niveau war. 

Die Weinkarte ist umfangreich und für ein Sternerestaurant fair kalkuliert. Und auch der Service, der zum Start etwas steif war, hat inzwischen eine professionelle Lockerheit entwickelt, die den Besuch deutlich angenehmer macht. 

Insgesamt kann ich nur jedem, der Lust hat, sich Essen auf höchstem Niveau einmal zu gönnen, empfehlen, das Tipkens zu besuchen.

Schröders: Von außen etwas unscheinbar liegt das Schröders in Keitum. Einige Sylturlaube bin ich daher daran vorbei gelaufen. Ein großer Verlust, wie sich nun herausstellt, wo ich diesen Ort endlich entdeckt habe. 

Das Schröders ist ein kleines Tages-Restaurant, das bis 18Uhr geöffnet hat. Es bietet sich daher ein Besuch zum Frühstück oder Mittagessen an. Eine kleine Standardkarte mit Snacks, wie Oliven, Austern oder Hummus wird durch eine täglich wechselnde Karte ergänzt.

Der Küchenstil ist französisch geprägt, hat aber auch nordische oder italienische Einflüsse. Zum Start empfiehlt sich das Kartoffelbrot mit aufgeschlagener Butter, allein hier zeigt sich bereits die hohe Produktqualität, die sich durch alle Gerichte durchzieht. Mein Fisch war perfekt gegart. Was ich persönlich sehr schön finde, ist das die Hauptgerichte nur einen sehr geringen Kohlenhydratanteil haben und dadurch sehr leicht sind. So ist im Anschluss auch nach zwei Gängen noch Platz für ein Dessert. 🙂

Einzig die Weinkarte habe ich als etwas schwierig empfunden, da sie recht hochpreisig ist und bei deutschen Weinen überwiegend große Gewächse aufweist. Mittags ist mir doch eher nach einem frischeren Wein zu Mute. Insgesamt kann ich einen Besuch jedoch nur empfehlen. 

Da das Restaurant recht klein ist, innen ca. 15 Plätze muss man etwas Glück haben oder sich auf eine kleine Wartezeit einstellen. Auf den zwei windgeschützten Bänken vor dem Restaurant oder an den Thekenplätze kann die Wartezeit bei einem Aperitif jedoch gut überbrückt werden. 

Landhaus Severins: Das Hotel Serverins in dem sich das Tipkens befindet, hat einen kleinen Ableger in Morsum. Das Landhaus hat neben einigen Zimmern und Wellnessbereich auch ein Restaurant, dass Besuchern offen steht. Wenn man das Glück hat, von sonnigem Wetter begleitet zu werden, kann man auf der Terrasse wunderbar sitzen. Doch auch die Innenbereiche sind sehr gemütlich. 

Die Speisen sind bodenständig, aber auf hohem Niveau und immer etwas Besonderem. So ist die Currywurst hier vom Kalb und mit selbstgemachten Pommes. Zum gebeizten Lachs gab es frische Kartoffelrösti. Abgerundet wird der Besuch durch eine schöne Weinauswahl. Wer im Anschluss noch etwas Süßes braucht, wird ebenfalls nicht enttäuscht. Neben frischen Waffeln gibt es eine große Auswahl an selbst gebackenem Kuchen.

Der Aufenthalt lässt sich wunderbar mit einem Spaziergang um das Mosumer Kliff verbinden. Etwa auf der Hälfte liegt das Landhaus, so hat man einen schönen Zwischenstop um sich für den zweiten Teil zu stärken.